Am Anfang ihrer „Sammler-Karriere“ erwarb Helene Kröller-Müller zunächst Kunstwerke auf Empfehlung ihres Beraters H.P. Bremmer oder aus persönlichem Interesse. Helene verehrte Vincent van Gogh und sammelte viele Gemälde und Zeichnungen des Meisters. Später keimte in ihr der Wunsch, Kunst für das breite Publikum zu sammeln. Mit ihrer Sammlung wollte sie u.a. die Entwicklungen der modernen Kunst dokumentieren und insbesondere zeigen, dass sich zwei Strömungen im ständigen Wechsel befinden: Realismus und Idealismus. Daher durfte das Werk eines echten Idealisten wie Pablo Picasso in ihrer Sammlung nicht mehr fehlen, und so erwarb sie verschiedene Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und abstrakte Kunstwerke von Picasso.
Im Laufe seiner Künstlerkarriere erweist sich Picasso als unablässiger Beobachter die Wirklichkeit. Wie er sie sieht, lässt sich an seinen Bildern und Skulpturen ablesen. Zudem lotet Picasso ständig neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten aus. Nach dem Motto „Ich suche nicht – ich finde!“ entdeckt er immer wieder neue und originelle Arten der Kunstschöpfung.
Unter Museumsdirektor Evert van Straaten (1990-2012) wurde der Publikumsliebling Petite Chouette, eine kleine Eulenfigur von Pablo Picasso, vom Kröller-Müller Museum erworben. Das muntere Vögelchen kommt fast improvisiert daher, zusammengestellt aus Fundgegenständen. Eine Keramikschale stellt den Rumpf dar, der Deckel einer Konservendose dient als Kopf. Die Beine, Flügel und Augen bestehen aus Nägeln, Schrauben und Muttern. Den Schnabel bilden Teile einer Zange. Das Ganze wird von Gips zusammengehalten.
Im Stil von Pablo Picassos Kunstwerken lässt sich keine einheitliche Linie entdecken. Der Künstler wählte jeweils den Stil, der seiner momentanen Stimmung entsprach. So fand seine Stimmung Ausdruck in seiner Kunst. Vom einen auf den anderen Moment bewegte sich Picasso zwischen kubistischen Gemälden und Zeichnungen mit abstrakten Formen wie beispielsweise der bekannten Picasso-Strichzeichnung.
Dennoch lassen sich gewisse Zusammenhänge in Picassos Werk ausmachen. Der Anfang seiner Karriere ist als Blaue Periode bekannt. Picassos Gemälde waren in dunklen Farben mit vielen kalten Tönen gehalten. Picasso lebte damals in Paris und war zunächst nur wenig erfolgreich. In der folgenden Periode stieg jedoch die Popularität des Künstlers. Dank einer Liebesbeziehung stand er positiver im Leben, was sich auch in seinen Bildern niederschlug. Die Farben in Picassos Gemälden wurden heller und heiterer, der Beginn seiner Rosa Periode zeichnete sich ab. In einer der letzten Perioden schuf Picasso zunehmend abstrakte Kunstwerke.
Außer der aus Fundstücken gefertigten Eule sind im Kröller-Müller Museum zahlreiche Gemälde, Picassos Zeichnungen in einem Strich und weitere abstrakte Kunstwerke von Picasso zu sehen. Einen Eindruck von der Picasso-Sammlung verschafft Ihnen unser Online-Sammlungskatalog.