Zu sehen sind Kunstwerke von u. a. Vincent van Gogh, Johan Thorn Prikker, Jan Toorop, William Degouve de Nuncques, Odilon Redon, Pierre Puvis de Chavannes, Jan Sluyters, Charley Toorop und Piet Mondrian sowie Skulpturen von u. a. John Rädecker und Johan Coenraad Altorf.
Helenes Motto: Geist und Materie sind eins
Spiritus et Materia Unum bedeutet Geist und Materie sind eins. Dieses Emblem an der Fassade des Museums wurde von dem belgischen Künstler und Architekten Henry van de Velde entworfen. Es ist das Lebensmotto von Helene Kröller-Müller (1869-1939), einer der wichtigsten und fortschrittlichsten Kunstsammler*innen der Niederlande. Für viele Besucher*innen des Kröller-Müller Museums ist der Bezug zu Spiritualität und Philosophie nicht sofort ersichtlich. Dabei bilden sie einen wichtigen Grundstein, auf dem die Sammlung aufbaut.
Kunst als Schlüssel zur Seele
Bereits als Teenagerin kommt Helene Kröller-Müller während ihrer Schulzeit in Düsseldorf mit den Werken großer deutscher Denker wie Lessing, Goethe und Schiller in Berührung. Die Schriftsteller stellten das selbstständige Denken über den Glauben und strebten nach Freiheit und Fortschritt für die gesamte Gesellschaft. Tief beeindruckt von diesen Ideen beginnt Helene, an ihrem Glauben zu zweifeln. Nachdem Helene lange Zeit nach einer anderen Form der Spiritualität und Sinnhaftigkeit in ihrem Leben gesucht hat, findet sie im Alter von 36 Jahren in der Kunst den Schlüssel zur Seele. Durch die Kunstphilosophie ihres Mentors H.P. Bremmer gerät sie in den Bann des niederländischen Philosophen Spinoza aus dem 17. Jahrhundert. Der Kern von Spinozas Lehre, die Suche nach Gott in allem Irdischen, bildet die Grundlage ihres Lebensmottos.
Faszination van Gogh
Mithilfe von Bremmers Definition, dass Kunst die Vermittlung einer spirituellen Erfahrung sei, lernt Kröller-Müller das Werk des damals noch relativ unbekannten Vincent van Gogh zu schätzen und zu verstehen. Sie ist überzeugt davon, dass van Gogh „zu den großen Geistern der modernen Kunst“ gehört und dass sein Werk eine neue Entwicklung in der Kunst einleiten würde. Über das Werk Stillleben mit Flasche, Zitronen und Orangen (1888) schreibt Helene im März 1909: „Wenn du dich einmal in den Gemütszustand eines Menschen hineinversetzen kannst, der Zitronen auf diese Weise wahrnehmen und für uns darstellen konnte, wirst du die Kunst genießen, weil du spürst, dass es trotz allem etwas in der Welt gibt, nach dem wir immer wieder suchen und vor dem wir immer wieder Ehrfurcht haben müssen.“ Neben Stillleben mit Flasche, Zitronen und Orangen ist in der Ausstellung auch van Goghs Olivenhain (Juli 1889) zu sehen.
Eine neue Perspektive?
Was geschieht, wenn wir diese Kunst mit den Augen von heute betrachten? Die Philosophin und Schriftstellerin Désanne van Brederode eröffnet zu sieben ausgewählten Werken der Ausstellung verschiedene Blickwinkel, durch die wir die Kunst neu erleben. Sie hat u. a. mit Mädchen aus ihrer Nachbarschaft gesprochen, die ihre Entdeckungen und Eindrücke in einer speziellen Audiotour für Familien schildern. Beide Audiotouren sind im Rahmen der Ausstellung zugänglich (Auf Niederländisch und Englisch).
Aktivitäten
Neben den Audiotouren sind sogenannte Doordenkers (Weiterdenker) anwesend, die die Besucher*innen durch die Ausstellung begleiten und zu intuitiven Gesprächen einladen. Diese Begegnungen finden jeden Sonntag und in den Schulferien auch mittwochs statt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an spontanen Führungen teilzunehmen. Im Januar findet für Erwachsene die Aktion Blue January statt, die sich u. a. mit den Fragen beschäftigt: Wie kann man diesen Monat gut überstehen? Und lässt sich diese Zeit vielleicht auch als Gelegenheit zur Besinnung und zum Entstehen neuer Ideen begreifen? Alle Aktivitäten sind auf Niederländisch und Englisch.